Figuren im Park

'Figuren im Park': Das klingt überraschend für eine Stiftung und so ungewöhnlich wie ihre Bestimmung an diesem Ort. Sie wendet sich dem Menschen zu, den Patienten, Mitarbeitern und Besuchern. Sie gibt unübersehbar auch der Kunst einen Raum, genauer den Skulpturen, deren gemeinsamer Charakter die figürliche Darstellung des Menschen ist. Über 30 Werke international namhafter Künstler umfassen eine Zeit von Mitte der 1950er Jahre bis zu zeitgenössischen Positionen. Zwischen der großzügigen Parkaue, dem Rosengarten und den Gründerzeit-Gebäuden der Klinik zeigen wir Arbeiten von Horst Antes, Emil Cimiotti, Fritz Cremer, Hubertus Giebe, Leiko Ikemura, Ludwig Gabriel Schrieber, Wilhelm Loth, Stefan Ludes, Rolf Szymanski, Dietrich Klinge, Alexander Polzin und Berndt Wilde.

Grosse Kreuzblume

Emil Cimiotti

1971 | Bronze, gussrauh | 107 × 145 × 150 cm Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

Ein Leitmotiv im Werk Emil Cimiottis ist der Dialog zwischen Mensch und Natur.

Über seine Plastiken schrieb Cimiotti Anfang der 60er Jahre: 'Es sind Gebilde - prall, diesseitig, erdhaft — und zugleich blosse Haut, unterhöhlt, vorgegaukelt.'

Auch seine 'Grosse Kreuzblume' hat etwas Erdhaftes, Metamorphotisches. Drei offene Kelche wuchern in die Höhe und dem Betrachter entgegen. Das organische Gebilde fügt sich wie selbstverständlich in die Umgebung des Parks. Zugleich steht die starre Bronze im Kontrast zu der lebendig wirkenden Blattform.

Emil Cimiotti gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des Informel, einer Stilrichtung der Nachkriegszeit. Das Informel bezeichnet einen spontanen Schaffensprozess: die Auflösung von klaren Formen, die Abkehr von Geometrie und rationaler Abstraktion. In vielen seiner Werke vollzog auch Cimiotti diesen Grenzgang: Er löste Volumen auf und schuf spannungsgeladene Gebilde, die sich mit ihrer Umgebung förmlich zu verflechten zu scheinen.

Eine Eigenschaft des Informel ist das gestische Moment: die dynamische, intuitive Bewegung mit der ein Werk entsteht. Diese Gestik ist hier auch in den Spuren der Oberfläche zu entdecken: Cimiotti fertigte seine Plastiken aus Wachsmodellen, die später in Bronze gegossen wurden. Die Fingerabdrücke des Künstlers blieben als Zeugnisse seiner Arbeit unwiderruflich sichtbar.

Transkription

Ein Leitmotiv im Werk Emil Cimiottis ist der Dialog zwischen Mensch und Natur.

Über seine Plastiken schrieb Cimiotti Anfang der 60er Jahre: 'Es sind Gebilde - prall, diesseitig, erdhaft — und zugleich blosse Haut, unterhöhlt, vorgegaukelt.'

Auch seine 'Grosse Kreuzblume' hat etwas Erdhaftes, Metamorphotisches. Drei offene Kelche wuchern in die Höhe und dem Betrachter entgegen. Das organische Gebilde fügt sich wie selbstverständlich in die Umgebung des Parks. Zugleich steht die starre Bronze im Kontrast zu der lebendig wirkenden Blattform.

Emil Cimiotti gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des Informel, einer Stilrichtung der Nachkriegszeit. Das Informel bezeichnet einen spontanen Schaffensprozess: die Auflösung von klaren Formen, die Abkehr von Geometrie und rationaler Abstraktion. In vielen seiner Werke vollzog auch Cimiotti diesen Grenzgang: Er löste Volumen auf und schuf spannungsgeladene Gebilde, die sich mit ihrer Umgebung förmlich zu verflechten zu scheinen.

Eine Eigenschaft des Informel ist das gestische Moment, also die dynamische, intuitive Bewegung mit der ein Werk entsteht. Diese Gestik ist hier auch in den Spuren der Oberfläche zu entdecken: Cimiotti fertigte seine Plastiken aus Wachsmodellen, die später in Bronze gegossen wurden. Die Fingerabdrücke des Künstlers blieben als Zeugnisse seiner Arbeit unwiderruflich sichtbar. Cimiottis Blumen sind Abbilder der sich stetig verändernden Prozesse des Lebens.

Figuren im Park | Stiftung Heidi & Dieter Brusberg mit den DRK Kliniken Berlin Westend

Eine Illustration einer Skulptur, die in der Ausstellung Figuren im Park in den DRK Klinken Westend zu sehen ist.

Ziel der von Heidi und Dieter Brusberg im März 2009 gegründeten Stiftung unter dem Dach der DRK Kliniken Berlin Westend ist es, die Skulpturen an diesem Ort zu bewahren und den Besuchern des Klinikparks die Begegnung mit der Kunst zu ermöglichen: als offene und lebendige Ausstellung, herausfordernd und sinnstiftend.

Die Idee zu den 'Figuren im Park' stammt von dem Berliner Kunsthändler Dieter Brusberg (1935–2015), der nie daran zweifelte, dass zeitgenössische Kunst in den öffentlichen Raum hineinwirken solle. Ermöglicht mit Unterstützung der DRK-Schwesternschaft Berlin und den DRK Kliniken Berlin entstand eine öffentlich zugängliche, museale Skulpturenlandschaft, die den menschlichen Körper in seiner Veränderbarkeit, Versehrtheit aber auch Schönheit reflektiert. Die Zusammenhänge von Kunst und ihrer heilsamen Wirkung, die sowohl dem Prozess des bildnerischen Gestaltens als auch ihrer Betrachtung zugeschrieben werden, sind heute umfangreich erforscht. Die Kunst an diesem Ort ist daher auch ein Angebot zur heilsamen Kontemplation im wahrsten Sinne.

Den Grundstock der Ausstellung bilden Schenkungen und Leihgaben der Galerie Brusberg sowie aus dem Eigentum beteiligter Künstler. Weitere Leihgaben und Ankäufe wurden und werden ermöglicht durch die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V., die ihre Werke als Dauerleihgaben zur Verfügung stellt. Durch kontinuierliche Erweiterung der Ausstellung mit zentralen zeitgenössischen Positionen wächst der Park um Künstler von Namen und Weltrang.

Felix Brusberg, Vertreter der Familie Brusberg im Vorsitz des Kuratoriums

„Wie meine Eltern als Stiftungsinitiatoren, bin auch ich davon überzeugt, dass Kunst den Heilungsprozess bei Kranken oder Verunfallten positiv beeinflussen kann. Der Erfolg einer Behandlung hängt selbstverständlich zunächst vom medizinischen Fachpersonal ab. Doch ist das Mitwirken derer, die geheilt werden wollen, immanent wichtig. Auch dafür sollen die 'Figuren im Park' Anreiz und Reflexionsraum bieten.“

aufwachen | waking up

Leiko Ikemura

2023 | Bronze, patiniert | 47 x 50 x 34 cm | Schenkung der Künstlerin | Marianne & Stefan Ludes

Schwebend oder liegend, schlafend oder wach, entzieht sich diese Darstellung eines Kopfes einer genauen Charakterisierung. Gesichtszüge und Alter bleiben unspezifisch. Das Werk ist maskenhaft verrätselt. Die ovale Kopfform, die hohe Stirn und die zeichenhaften Züge wecken Assoziationen an Geisha-Darstellungen japanischer Holzschnitte. Hat das Gesicht vier Augen? Sind es Blätter oder kleine Bäume, die – wie aus einer Ferne betrachteten Landschaft – seitlich aus dem Kopf heraussprießen?

Die Figuren Leiko Ikemuras sind oft märchenhafte Wesen, die zwischen Mensch- und Naturform oszillieren. Ein wichtiger Teil dieses bildnerischen Kosmos ist eine Serie floral anmutender Köpfe, zu denen auch diese Arbeit aus patinierter Bronze gehört.

In Ikemuras Werk gibt es nicht das 'rein' Landschaftliche oder das allein Figürliche, das eindeutig fassbare Motiv. In ihren Zwischenwelten schlummert auch immer das nicht Sichtbare. Ikemuras Skulpturen sind metaphysischer Ausdruck eines ursprünglichen Naturraums, in dem Mensch, Tier und Pflanze eine Einheit bilden – eine Art Weltseele. Inhaltlich manifestiert sich in ihrer Arbeit die japanische Religion des 'Shintoismus', nach der alle Formen der Natur beseelt seien – Gottheiten und Geister können sich demnach in Felsen, Pflanzen, Menschen oder Tieren verkörpern.

Auch dieses Wesen befindet sich in Transformation, in einem Bereich zwischen irdischem Leben und einem geistigem oder spirituellen Ort: Kopf und Gesicht, Fels und Natur verschmelzen zu einer wortwörtlichen 'Seelenlandschaft'.

Transkription

Schwebend oder liegend, schlafend oder wach, entzieht sich diese Darstellung eines Kopfes einer genauen Charakterisierung. Gesichtszüge und Alter bleiben unspezifisch. Das Werk ist maskenhaft verrätselt. Die ovale Kopfform, die hohe Stirn und die zeichenhaften Züge wecken Assoziationen an Geisha-Darstellungen japanischer Holzschnitte. Hat das Gesicht vier Augen? Sind es Blätter oder kleine Bäume, die – wie aus einer Ferne betrachteten Landschaft – seitlich aus dem Kopf heraussprießen?

Die Figuren Leiko Ikemuras sind oft märchenhafte Wesen, die zwischen Mensch- und Naturform oszillieren. Ein wichtiger Teil dieses bildnerischen Kosmos ist eine Serie floral anmutender Köpfe, zu denen auch diese Arbeit aus patinierter Bronze gehört.

In Ikemuras Werk gibt es nicht das 'rein' Landschaftliche oder das allein Figürliche, das eindeutig fassbare Motiv. In ihren Zwischenwelten schlummert auch immer das nicht Sichtbare. Ikemuras Skulpturen sind metaphysischer Ausdruck eines ursprünglichen Naturraums, in dem Mensch, Tier und Pflanze eine Einheit bilden – eine Art Weltseele. Inhaltlich manifestiert sich in ihrer Arbeit die japanische Religion des 'Shintoismus', nach der alle Formen der Natur beseelt seien – Gottheiten und Geister können sich demnach in Felsen, Pflanzen, Menschen oder Tieren verkörpern.

Auch dieses Wesen befindet sich in Transformation, in einem Bereich zwischen irdischem Leben und einem geistigem oder spirituellen Ort: Kopf und Gesicht, Fels und Natur verschmelzen zu einer wortwörtlichen 'Seelenlandschaft'.

Sitzende

Stefan Ludes

Sitzende, 2023 | Bronze | Leihgabe des Künstlers

Stefan Ludes ist Architekt und Künstler gleichermaßen. Sein Studium der Architektur und Bildhauerei absolvierte er an der technischen Hochschule in Aachen. 

Im Zentrum seines Werks steht der Mensch: die menschliche Figur, aber auch die einfallsreiche Verbindung zwischen Kunstwerk, Raum und Betrachter. Teils tektonisch-kubistisch, teils expressiv in der Formensprache, erzeugen seine Plastiken spannungsvolle, oft konträre Perspektiven in Bezug zu ihrer Umgebung. 

Häufig geht es dabei auch um räumliche Wahrnehmung und das Zusammenspiel von Kunst und Architektur mit der Natur. Die Parkanlage der Villa Jacobs in Potsdam etwa ist ein landschaftliches Gesamtkunstwerk, das Stefan Ludes’ Arbeit — nach historischen Vorgaben Peter Josef Lennés — zu verdanken ist. 

Malerei und Fotografie seines Werks sind vornehmlich grafisch angelegt mit einer Betonung auf besonderen Strukturen und Materialien. Darstellung und Wahrnehmung von Raum und Licht spielen auch hier eine zentrale Rolle. Es sind die verbindenden Elemente zwischen teils künstlicher Form und Natur, Raum und Betrachter, wohl auch bedingt durch das Auge des Architekten, die Ludes' Arbeit prägen. 

Usagi Greeting

Leiko Ikemura

2022 | Bronze | 140 x 80 x 75 cm | Leihgabe der Künstlerin

"'Usagi' bedeutet auf Japanisch 'Hase'. Diese doppelgesichtige Hasenfigur heißt uns in ihrer Welt willkommen. Sie ist auch wie eine Buddha-Figur, die in sich gekehrt und doch für das Universum offen ist. Sie betet und schützt. Im Westen könnte sie die Madonna des Schutzes darstellen. Das Werk bietet verschiedene Assoziationsmöglichkeiten für den Sinnsuchenden (..)"

Diese Worte Leiko Ikemuras geben ein gutes Verständnis ihres Werks. Die Arbeit der Künstlerin ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Zwischenwelten: mit hybriden Wesen, mit dem Diesseits und Jenseits, mit dem Wandel der Natur.

Ikemuras geheimnisvolle Bildwelten sprechen von kosmischen Bündnissen zwischen Mensch und Natur. Ihre Formensprache ist geprägt von Metamorphosen. Die aus einem konischen Körper wachsende Häsin ist ein wiederkehrendes Motiv ihres Werks. Ein wichtiges Merkmal der Figur ist ihr Hohlraum –  der bauchige, mütterliche Körper bietet einen schützenden Rückzugsort. Die Häsin steht für Wiedergeburt, Fruchtbarkeit und Erneuerung – und für die Besinnung auf die Ursprünge des Lebens. Ihre im wahrsten Sinne des Wortes 'innere Leere' beschreibt zugleich die Notwendigkeit des Insichkehrens und der Reflektion.

Das zarte, zauberhafte Wesen erinnert an einen Schwebezustand aus der Kindheit: an die Selbstvergessenheit, mit der ein Kind in sein Spiel vertieft ist. Die Handlung der Figur scheint, der buddhistischen Lehre entsprechend, ganz nach Innen gerichtet.

Transkription

"'Usagi' bedeutet auf Japanisch 'Hase'. Diese doppelgesichtige Hasenfigur heißt uns in ihrer Welt willkommen. Sie ist auch wie eine Buddha-Figur, die in sich gekehrt und doch für das Universum offen ist. Sie betet und schützt. Im Westen könnte sie die Madonna des Schutzes darstellen. Das Werk bietet verschiedene Assoziationsmöglichkeiten für den Sinnsuchenden (..)"

Diese Worte Leiko Ikemuras geben ein gutes Verständnis ihres Werks. Die Arbeit der Künstlerin ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Zwischenwelten: mit hybriden Wesen, mit dem Diesseits und Jenseits, mit dem Wandel der Natur.

Ikemuras geheimnisvolle Bildwelten sprechen von kosmischen Bündnissen zwischen Mensch und Natur. Ihre Formensprache ist geprägt von Metamorphosen. Die aus einem konischen Körper wachsende Häsin ist ein wiederkehrendes Motiv ihres Werks. Ein wichtiges Merkmal der Figur ist ihr Hohlraum –  der bauchige, mütterliche Körper bietet einen schützenden Rückzugsort. Die Häsin steht für Wiedergeburt, Fruchtbarkeit und Erneuerung – und für die Besinnung auf die Ursprünge des Lebens. Ihre im wahrsten Sinne des Wortes 'innere Leere' beschreibt zugleich die Notwendigkeit des Insichkehrens und der Reflektion.

Das zarte, zauberhafte Wesen erinnert an einen Schwebezustand aus der Kindheit: an die Selbstvergessenheit, mit der ein Kind in sein Spiel vertieft ist. Die Handlung der Figur scheint, der buddhistischen Lehre entsprechend, ganz nach Innen gerichtet.

Audioguide

Auf Ihrem Weg durch den Park werden Sie von dem Schauspieler Hanns Zischler begleitet, der uns für die Audioguides zu den Skulpturen seine Stimme lieh. Die Audioführung ist durch Klicken auf die 'Figuren' in unserem interaktiven Lageplan abrufbar.

Foto: Hanns Zischler ©Ulrich Weichert

Grosse Eva

Fritz Cremer

1950 (Guss 2010) | Bronze | Höhe 174 cm | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Fritz Cremer ist berühmt für seine Mahnmale zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, allen voran das Denkmal im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Seinen öffentlichen Werken steht eine fast private Werkgruppe weiblicher Aktfiguren gegenüber, zu denen auch die hier gezeigte 'Grosse Eva' zählt.

Die Figur ist drall und einfach in ihren Formen. Sie steht im so genannten 'Kontrapost', einem klassischen Motiv der Bildhauerei, bei der sich das Gewicht des menschlichen Körpers auf ein Standbein verlagert. Die Pose vermittelt zugleich Last und Unbeschwertheit, Ruhe und Bewegung. In diagonaler Achse zum Standbein erhebt sich Evas linker Arm an die Stirn — so wird ihre Gestalt harmonisch ausbalanciert. Die rechte Hand ruht suggestiv oberhalb der Brust. Ihre Augen scheinen geschlossen, die Lippen sanft geöffnet: Gestik und Mimik der Figur drücken erotische Sinnlichkeit aus.

Eines der Themen die Cremers Lebenswerk prägten, war der Mensch und die Sichtbarmachung der 'seelischen Verfassung' des Dargestellten. Bei der 'Grossen Eva' denkt man jedoch unweigerlich auch an ein Sinnbild der Weiblichkeit an sich und — nicht zuletzt aufgrund des Namens und seines hebräischen Ursprungs — an die biblische Urfrau, die Mutter allen Lebens.

Fritz Cremer war Vizepräsident der Akademie der Künste in der ehemaligen DDR und gilt bis heute als einer der Leitfiguren ostdeutscher bildender Kunst. Seine figurative Plastik steht in der Tradition von Aristide Maillol und Auguste Rodin. Cremer sah sich auch dem Realismus einer Käthe Kollwitz oder eines Ernst Barlach verpflichtet. Akte wie die 'Eva' dienten dem Künstler als thematisches Pendant zu seinen politischen Arbeiten — und auch zur Beruhigung und Rückzug ins Private.

Transkription

Fritz Cremer ist berühmt für seine Mahnmale zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, allen voran das Denkmal im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Seinen öffentlichen Werken steht eine fast private Werkgruppe weiblicher Aktfiguren gegenüber, zu denen auch die hier gezeigte 'Grosse Eva' zählt.

Die Figur ist drall und einfach in ihren Formen. Sie steht im so genannten 'Kontrapost', einem klassischen Motiv der Bildhauerei, bei der sich das Gewicht des menschlichen Körpers auf ein Standbein verlagert. Die Pose vermittelt zugleich Last und Unbeschwertheit, Ruhe und Bewegung. In diagonaler Achse zum Standbein erhebt sich Evas linker Arm an die Stirn — so wird ihre Gestalt harmonisch ausbalanciert. Die rechte Hand ruht suggestiv oberhalb der Brust. Ihre Augen scheinen geschlossen, die Lippen sanft geöffnet: Gestik und Mimik der Figur drücken erotische Sinnlichkeit aus.

Eines der Themen die Cremers Lebenswerk prägten, war der Mensch und die Sichtbarmachung der 'seelischen Verfassung' des Dargestellten. Bei der 'Grossen Eva' denkt man jedoch unweigerlich auch an ein Sinnbild der Weiblichkeit an sich und — nicht zuletzt aufgrund des Namens und seines hebräischen Ursprungs — an die biblische Urfrau, die Mutter allen Lebens.

Fritz Cremer war Vizepräsident der Akademie der Künste in der ehemaligen DDR und gilt bis heute als einer der Leitfiguren ostdeutscher bildender Kunst. Seine figurative Plastik steht in der Tradition von Aristide Maillol und Auguste Rodin. Cremer sah sich auch dem Realismus einer Käthe Kollwitz oder eines Ernst Barlach verpflichtet. Akte wie die 'Eva' dienten dem Künstler als thematisches Pendant zu seinen politischen Arbeiten — und auch zur Beruhigung und Rückzug ins Private.

Figur 12/60 – Signal anthropomorph

Wilhelm Loth

1960/61 | Bronze | 192 × 70 × 17 cm | Ex. II | Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

Wilhelm Loth gehört zu einer Künstlergeneration, die in jungen Jahren Krieg und Gefangenschaft erlebte. Wie viele Künstler der Zeit wandte er sich danach der Abstraktion zu. Die gegenständliche, figürliche Kunst galt als geradezu reaktionär und rückständig. Hatten doch die Nationalsozialisten diese Kunstform gezielt gefördert und die Gegenstandslosigkeit als 'entartet' gebrandmarkt. In der Nachkriegszeit wurde die Abstraktion — ob geometrisch oder gestisch-spontan — als neue, internationale Sprache der Kunst begriffen. Zugleich war sie ein Symbol künstlerischer Freiheit. 

Wilhelm Loths grosses Thema war die Gestaltung der weiblichen Figur als Torso — also eines Körpers ohne Gliedmasse. Ohne Rücksicht auf menschliche Proportionen oder eine realistische Darstellungsweise, kombinierte er weiche organische Formen mit harten stereometrischen Elementen. Der Begriff 'stereometrisch' bezeichnet 'räumliche Geometrien', hier also: die kantigen, kubischen Formen der Skulptur. 

Bei dieser Figur breitet Loth den weiblichen Torso zum viereckigen Relief aus. Brüste, Bauch und Scham werden als Modellierungen nur angedeutet. Es entsteht eine besondere Spannung zwischen Abstraktion und realistischer Darstellung. Der weibliche Körper wird zum menschlichen Zeichen, zum 'Signal anthropomorph', wie der Titel der Plastik lautet.  

Eingebettet in die Vegetation des Parks, geht die kantige, geradezu graphische Figur auch einen spannenden Dialog mit der sie umgebenden Landschaft ein. Es sind diese Wechselbeziehungen zwischen organischen und anorganischen Gebilden, zwischen Kunst und Natur, die dieses Werk Wilhelm Loths zu einem besonderen Erlebnis machen. 

Transkription

Wilhelm Loth gehört zu einer Künstlergeneration, die in jungen Jahren Krieg und Gefangenschaft erlebte. Wie viele Künstler der Zeit wandte er sich danach der Abstraktion zu. Die gegenständliche, figürliche Kunst galt als geradezu reaktionär und rückständig. Hatten doch die Nationalsozialisten diese Kunstform gezielt gefördert und die Gegenstandslosigkeit als 'entartet' gebrandmarkt. In der Nachkriegszeit wurde die Abstraktion — ob geometrisch oder gestisch-spontan — als neue, internationale Sprache der Kunst begriffen. Zugleich war sie ein Symbol künstlerischer Freiheit. 

Wilhelm Loths grosses Thema war die Gestaltung der weiblichen Figur als Torso — also eines Körpers ohne Gliedmasse. Ohne Rücksicht auf menschliche Proportionen oder eine realistische Darstellungsweise, kombinierte er weiche organische Formen mit harten stereometrischen Elementen. Der Begriff 'stereometrisch' bezeichnet 'räumliche Geometrien', hier also: die kantigen, kubischen Formen der Skulptur. 

Bei dieser Figur breitet Loth den weiblichen Torso zum viereckigen Relief aus. Brüste, Bauch und Scham werden als Modellierungen nur angedeutet. Es entsteht eine besondere Spannung zwischen Abstraktion und realistischer Darstellung. Der weibliche Körper wird zum menschlichen Zeichen, zum 'Signal anthropomorph', wie der Titel der Plastik lautet.  

Eingebettet in die Vegetation des Parks, geht die kantige, geradezu graphische Figur auch einen spannenden Dialog mit der sie umgebenden Landschaft ein. Es sind diese Wechselbeziehungen zwischen organischen und anorganischen Gebilden, zwischen Kunst und Natur, die dieses Werk Wilhelm Loths zu einem besonderen Erlebnis machen. 

Oberin Doreen Fuhr, Vorstandsvorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin

„Diesen wundervollen Raum des Westend-Areals füllen mit Kunst, die durch ihre Abstraktheit auffällt und daher zum Nachdenken anregt: Diese Idee Dieter Brusbergs haben wir als DRK-Schwesternschaft gern aufgenommen. Die Figuren sind für mich Gedankenumleiter: Kunst kann Heilen helfen, Kunst wird bei uns in die Gesundheitsversorgung integriert.“

Polyanthe

Dietrich Klinge

2000 | Bronze | Höhe 225 cm | Ex. 5/6 Leihgabe der DRK Schwesternschaft Berlin

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Deutsch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema in Klinges Werk ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind es Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Transkription

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Deutsch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema in Klinges Werk ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind es Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Große Synagoge

Rolf Szymanski

1962-63/2009-10 | Bronze | Höhe: 610 cm | Ex. 2/2 Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Im Mittelpunkt des Werks von Rolf Szymanski steht immer der Mensch. Doch seine plastischen Körper sind aufgebrochen, verformt und rücksichtslos verrätselt. Die bildhauerische Sprache des Künstlers ist radikal frei und an keine Form gebunden.

Szymanskis Themen sind die Unsicherheit der menschlichen Existenz und die Ungewissheit des Daseins. Die Kunst war für ihn ein Instrument und ein Arbeitsfeld um diese Themen zu entfalten. Die dabei entstehenden paradoxen Formen scheinen unvollendet und unfertig. Vor seinen Skulpturen stellt man sich unweigerlich die Frage, ob hier etwas im Entstehen oder im Auflösen begriffen ist.

Trotz aller Abstraktion arbeitete er zeit seines Lebens mit einem wiedererkennbaren Formenrepertoire. Die Plastik ‘Grosse Synagoge’ entstand in ähnlicher Art bereits 1963 — Sie entdecken dieses sehr viel kleinere Werk nur wenige Meter von hier.

Das Wort 'Synagoge' bedeutet neben dem kultischen Gebetshaus der Juden ursprünglich 'zusammenführen’. Womöglich ist hier also auch das sinnbildliche Zusammenkommen von Menschen gemeint. Denn schaut man genauer hin, so könnte man zwei dicht aneinander gedrängte Körper erkennen. Sie wachsen zu einer von einem Riss durchzogenen Gestalt zusammen. Auch hier zeigt sich das Widersprüchliche in Syzmanskis Werk: In der Verklammerung der beiden Körper liegt etwas Tragisches und Tröstliches zugleich.

Transkription

Im Mittelpunkt des Werks von Rolf Szymanski steht immer der Mensch. Doch seine plastischen Körper sind aufgebrochen, verformt und rücksichtslos verrätselt. Die bildhauerische Sprache des Künstlers ist radikal frei und an keine Form gebunden.

Szymanskis Themen sind die Unsicherheit der menschlichen Existenz und die Ungewissheit des Daseins. Die Kunst war für ihn ein Instrument und ein Arbeitsfeld um diese Themen entfalten. Die dabei entstehenden paradoxen Formen scheinen unvollendet und unfertig. Vor seinen Skulpturen stellt man sich unweigerlich die Frage, ob hier etwas im Entstehen oder im Auflösen begriffen ist.

Trotz aller Abstraktion arbeitete er zeit seines Lebens mit einem wiedererkennbaren Formenrepertoire. Die Plastik ‘Grosse Synagoge’ entstand in ähnlicher Art bereits 1963 — Sie entdecken dieses sehr viel kleinere Werk nur wenige Meter von hier.

Das Wort 'Synagoge' bedeutet neben dem kultischen Gebetshaus der Juden ursprünglich 'zusammenführen’. Womöglich ist hier also auch das sinnbildliche Zusammenkommen von Menschen gemeint. Denn schaut man genauer hin, so könnte man zwei dicht aneinander gedrängte Körper erkennen. Sie wachsen zu einer von einem Riss durchzogenen Gestalt zusammen. Auch hier zeigt sich das Widersprüchliche in Syzmanskis Werk: In der Verklammerung der beiden Körper liegt etwas Tragisches und Tröstliches zugleich.

Lebensbaum | Tree of Life

Leiko Ikemura

2022 | Glasmosaik | 158 x 196,5 cm

Eigens für die 'Figuren im Park' schuf Leiko Ikemura diese ortsspezifische Arbeit, die einen neuen Aspekt ihres Schaffens eröffnet. Erstmalig arbeitet sie hier mit italienischem Glas, das sie zu einem Mosaik zusammensetzt.

Furore machte die japanisch-schweizerische Künstlerin Leiko Ikemura erstmals Anfang der 1980er-Jahre mit ihrer ausdrucksstarken und kämpferischen Bildwelt im Umfeld der Neuen Wilden. International berühmt ist sie heute für in Zwischenwelten schwebende Mädchen und kosmische Landschaften mit märchenhaften Mischwesen. In Japan wird sie gefeiert als Künstlerin, die sich gerade durch das konsequente Eintauchen in die westliche Kunst zunehmend ihrer kulturellen Heimat bewusst wurde und zu einer einzigartigen Synthese beider Kulturen fand. Leiko Ikemura studierte zunächst Literatur in Osaka und Spanien und ab 1973 Malerei an der Escuela Superior de Bellas Artes in Sevilla. Danach zog sie für einige Jahre nach Zürich, in den achtziger Jahren nach Deutschland. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Gelbe Figur

Berndt Wilde

2004/05 | Gelber Sandstein | 183 x 43 x 30 cm | Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

Das zentrale Thema Berndt Wildes ist der menschliche Körper; ihn zu begreifen und dem Betrachter gegenüber zustellen, ist sein wohl vornehmliches künstlerisches Anliegen.

Wilde baut auf kantigen Kubaturen. An der Oberfläche des namensgebenden gelben Sandsteins sind noch die Spuren der Bearbeitung, wie Schraffuren und Schnittflächen, sichtbar.

Die 'Gelbe Figur' ist dabei zweidimensional und räumlich zugleich. Von vorn wirkt sie flächig. Sie ist uns seitlich zugewendet. Dabei ist der hintere Teil des Gesichts und Körpers in so genannter Simultanperspektive nach vorn geklappt: Frontal- und Profilansicht sind auf diese Art gleichzeitig dargestellt.

Die Simultanperspektive ist ein zentrales Stilmittel kubistischer Bildhauer wie George Braque oder Pablo Picasso. Doch bleibt bei Wilde der Mensch das Maß aller Dinge und die Gegenständlichkeit gewahrt. Seine Figuren verstehen sich als Manifestationen seelisch-körperlicher Empfindungen. Sie vermitteln Zustände und Gefühle, reflektieren Lebensbrüche und schicksalhaftes Sein. Dabei räumt Wilde dem Betrachter eigene Interpretationen ein, die anders aussehen mögen als seine eigenen während des Schaffensprozesses.

In den 60 und 70er Jahren hatte Wilde an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert. Ab 1991 lehrte er an der Hochschule der Künste und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Hier hielt er fast zwanzig Jahre eine Professur. Bis heute gilt er als einer der bedeutendsten ostdeutschen Bildhauer.

Transkription

Das zentrale Thema Berndt Wildes ist der menschliche Körper; ihn zu begreifen und dem Betrachter gegenüber zustellen, ist sein wohl vornehmliches künstlerisches Anliegen.

Wilde baut auf kantigen Kubaturen. An der Oberfläche des namensgebenden gelben Sandsteins sind noch die Spuren der Bearbeitung, wie Schraffuren und Schnittflächen, sichtbar.

Die 'Gelbe Figur' ist dabei zweidimensional und räumlich zugleich. Von vorn wirkt sie flächig. Sie ist uns seitlich zugewendet. Dabei ist der hintere Teil des Gesichts und Körpers in so genannter Simultanperspektive nach vorn geklappt: Frontal- und Profilansicht sind auf diese Art gleichzeitig dargestellt.

Die Simultanperspektive ist ein zentrales Stilmittel kubistischer Bildhauer wie George Braque oder Pablo Picasso. Doch bleibt bei Wilde der Mensch das Maß aller Dinge und die Gegenständlichkeit gewahrt. Seine Figuren verstehen sich als Manifestationen seelisch-körperlicher Empfindungen. Sie vermitteln Zustände und Gefühle, reflektieren Lebensbrüche und schicksalhaftes Sein. Dabei räumt Wilde dem Betrachter eigene Interpretationen ein, die anders aussehen mögen als seine eigenen während des Schaffensprozesses.

In den 60 und 70er Jahren hatte Wilde an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert. Ab 1991 lehrte er an der Hochschule der Künste und lange Jahre an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bis heute gilt er als einer der bedeutendsten ostdeutschen Bildhauer.

Menschen

Gemeinsam mit der 'Stiftung Heidi & Dieter Brusberg' ermöglichen die DRK-Schwesterschaft Berlin und die DRK Kliniken Berlin die Ausstellung "Figuren im Park".

DRK-Schwesternschaft Berlin

Die DRK-Schwesternschaft Berlin ist eines der ältesten Frauennetzwerke der Stadt: Vor 150 Jahren schlossen sich gleichgesinnte Frauen zusammen: Sie wollten als Gemeinschaft professionell geschulte Pflege anbieten. Heute zählt die Rotkreuz-Schwesternschaft mehr als eintausend Mitglieder. Und ihr gehören die DRK Kliniken Berlin – damit auch das Krankenhaus am Spandauer Damm. Näheres zu den Zielen und Tätigkeiten der Schwesternschaft erfahren Sie unter: https://drkschwesternschaftberlin.de/

DRK Kliniken Berlin

Der Gesundheitsversorger für ganz Berlin: Mit den vier Krankenhäusern, einer stationären Pflegereinrichtung und dem Hospiz sind die DRK Klinken Berlin eines der größten freigemeinnützigen Unternehmen. Was vor mehr als einhundert Jahren mit einer Handvoll Ärzten und einigen Dutzend Pflegekräften in Lichterfelde begann, hat sich zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für die Gesundheit der Berlinerinnen und Berliner entwickelt. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.drk-kliniken-berlin.de/

Ailanthya

Dietrich Klinge

2000 | Bronze | Höhe: 274 cm | Ex. 2/6

Dietrich Klinges 'Ailanthya' ist eine weibliche Halbfigur mit weit ausgebreiteten Armen, einem überlangen Hals und maskenhaftem Gesicht. Ihre grob geschnitzten Züge, der massive Rumpf und die gestikulierenden Arme vermitteln eine wuchtige, dynamische Körperlichkeit.

Ebenso geheimnisvoll wie ihr Name ist die Gestik der riesigen Gestalt: Redet sie auf die Versammlung der Figuren ein? Oeffnen sich ihre Arme oder beschützt sie etwas? Ist sie in ihrer offensichtlichen Weiblichkeit ein Symbol der Empfängnis? Dietrich Klinges Formensprache erinnert an die archaischen Figuren von George Braque und Pablo Picasso, zweier Künstler, die unweit von hier im Museum Berggruen zu sehen sind.

Das Werk Klinges ist originär. Dies beginnt schon mit seiner materiellen Beschaffenheit: Auf der Oberfläche der Skulptur sind unzählige Schnittkanten sichtbar: die Spuren des handwerklichen Prozesses. Sie verraten, mit welcher Kraft der Körper aus dem Holz herausgearbeitet wurde. Mit Hilfe von Silikon und Wachs wurde er später in Bronze gegossen. Abschliessend erhielt die Figur einen Anstrich mit holzähnlicher Patina. Dieser aufwendige Prozess ist ein besonderes Merkmal der Arbeitsweise Klinges.

Das widersprüchliche Aufeinandertreffen der hölzernen Spuren in der robusten Bronze steigert die Wirkung der Plastiken maßgeblich: Im wechselvollen Spiel des Tageslichts und der Jahreszeiten verändert sich ihr Ausdruck. So kommt es, dass sie teils kraftvoll und wehrhaft oder nachdenklich und verletzlich wirken. Auch 'Ailanthya' — herrscherisch, aufgewühlt, beschwörend — fasziniert durch ihre besondere Ambivalenz.

Transkription

Dietrich Klinges 'Ailanthya' ist eine weibliche Halbfigur mit weit ausgebreiteten Armen, einem überlangen Hals und maskenhaftem Gesicht. Ihre grob geschnitzten Züge, der massive Rumpf und die gestikulierenden Arme vermitteln eine wuchtige und zugleich dynamische Körperlichkeit.

Ebenso geheimnisvoll wie ihr Name ist die Gestik der riesigen Gestalt: Redet sie auf die Versammlung der Figuren ein? Nehmen ihre Arme in Empfang oder beschützt sie etwas? Ist sie in ihrer offensichtlichen Weiblichkeit ein Symbol der Empfängnis? Dietrich Klinges Formensprache erinnert an die archaischen Figuren von George Braque oder Pablo Picasso. Zweier Künstler, die unweit von hier im Museum Berggruen zu sehen sind.

Doch das Werk Klinges ist originär. Dies beginnt schon mit seiner materiellen Beschaffenheit: Auf der Oberfläche der Skulptur sind unzählige Schnittkanten sichtbar: die Spuren des handwerklichen Prozesses. Sie verraten, mit welcher Kraft der Körper aus dem Holz herausgearbeitet wurde. Mit Hilfe von Silikon und Wachs wurde er später in Bronze gegossen. Abschliessend erhielt die Figur einen Anstrich mit holzähnlicher Patina. Dieser aufwendige Prozess ist ein besonderes Merkmal der Arbeitsweise Klinges.

Das widersprüchliche Aufeinandertreffen der hölzernen Spuren in der robusten Bronze fördert die Wirkung der Plastiken maßgeblich: im wechselvollen Spiel des Tageslichts und der Jahreszeiten verändert sich ihr Ausdruck. Je nach Standpunkt wirken sie kraftvoll und wehrhaft oder nachdenklich und verletzlich. Auch 'Ailanthya' — herrscherisch, aufgewühlt, beschwörend — fasziniert durch ihre besondere Ambivalenz.

Dresdner Frauen Figur I

Rolf Szymanski

1994 | Aluminiumguß, weiß bemalt | Höhe: 285 cm | Ex. 1/4 | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

In kalkuliertem Abstand zueinander erheben sich zwei wuchtige und zugleich fragil wirkende Figuren: die Dresdner Frauen I und II von Rolf Szymanski. Ihre einheitliche Größe und der weiß bemalte Aluminiumguss weisen auf ihre Zusammengehörigkeit.

Mit ihren Verformungen und Verletzungen zeugen die beiden Gestalten von der monströsen Gewalt, die in den letzten Monaten des Krieges über Dresden hereinbrach. Am 14. Februar 1945 wurde die Stadt durch einen Bombenangriff der Alliierten fast gänzlich zerstört.

Rolf Szymanski begann seine Ausbildung zum Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule in Leipzig. Die Erfahrungen der damaligen Zeit schlugen sich eindrücklich in seinem Werk nieder. Ihm schienen die Mittel traditioneller Formensprache nicht mehr geeignet, um das Trauma des 20. Jahrhunderts darzustellen. Was nicht in Worte zu fassen war, konnte auch nicht bebildert oder in Form gegossen werden. Auf diesem Weg entwickelte Szymanski eine chaotische und zerrissene Bildsprache.

Die Dresdner Frauen sind eine Mahnung zum Frieden. Beeindruckend ist die raumgreifende Präsenz dieser Figuren in denen eine ungebärdige Lebendigkeit zum Ausdruck kommt — trotz oder gerade wegen ihrer fragmentarischen Erscheinung.

Maßgeblich für die Kraft dieser Plastiken ist ihre Undefinierbarkeit: Man kann sie mehrfach umlaufen und erfasst ihre widersprüchliche Erscheinung nie in Gänze. Sie bebildern gleichermassen Trauma und Zerstörung, Vitalität und Schaffensdrang.

Transkription

In kalkuliertem Abstand zueinander erheben sich zwei wuchtige und zugleich fragil wirkende Figuren: die Dresdner Frauen I und II von Rolf Szymanski. Ihre einheitliche Größe und der weiß bemalte Aluminiumguss weisen auf ihre Zusammengehörigkeit.

Mit ihren Verformungen und Verletzungen zeugen die beiden Gestalten von der monströsen Gewalt, die in den letzten Monaten des Krieges über Dresden hereinbrach. Am 14. Februar 1945 wurde die Stadt durch einen Bombenangriff der Alliierten fast gänzlich zerstört.

Rolf Szymanski begann seine Ausbildung zum Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule in Leipzig. Die Erfahrungen der damaligen Zeit schlugen sich eindrücklich in seinem Werk nieder. Ihm schienen die Mittel traditioneller Formensprache nicht mehr geeignet, um das Trauma des 20. Jahrhunderts darzustellen. Was nicht in Worte zu fassen war, konnte auch nicht bebildert oder in Form gegossen werden. Auf diesem Weg entwickelte Szymanski eine chaotische und zerrissene Bildsprache.

Die Dresdner Frauen sind eine Mahnung zum Frieden. Beeindruckend ist die raumgreifende Präsenz dieser Figuren in denen eine ungebärdige Lebendigkeit zum Ausdruck kommt — trotz oder gerade wegen ihrer fragmentarischen Erscheinung.

Maßgeblich für die Kraft dieser Plastiken ist ihre Undefinierbarkeit: Man kann sie mehrfach umlaufen und erfasst ihre widersprüchliche Erscheinung nie in Gänze. Sie bebildern gleichermassen Trauma und Zerstörung, Vitalität und Schaffensdrang.

Horst Antes

(geb. 1936)

Ihren Kopf verlieren die berühmten Kunstfiguren von Horst Antes nie, bei Brust, Bauch und Händen müssen sie allerdings Abstriche machen. Die sogenannten Kopffüßler sind das Markenzeichen des deutschen Bildhauers, Malers und Grafikers, das ihn sein gesamtes Künstlerleben hinweg begleitete und über die Grenzen seiner Heimat bekannt machte. Die vordergründig einfachen Figuren werden unter den Händen des Künstlers zu Trägern verborgener Symbole und immanenter Zusammenhänge. In den 1980er-Jahren ersetzte Antes die Kopffüßler zunehmend durch Schablonenfiguren, reduzierte die dreidimensionale Darstellung auf eine zweidimensionale Silhouette.

Antes wurde 1936 in Heppenheim geboren und studierte in Karlsruhe an der Akademie der Bildenden Künste bei HAP Grieshaber. Unter dem Einfluss seines Lehrers Grieshaber gehörte Antes zu den ersten Vertretern einer neuen figurativen Malerei, die sich in Deutschland etablierte. Als wichtigstes Vorbild und bedeutendster Einflussgeber muss aber der niederländisch-amerikanische Maler Willem de Kooning gelten, dessen Verknüpfung von informellen und figurativen Elementen die künstlerische Entwicklung von Antes nachhaltig prägte. Antes nahm mehrfach an der Documenta in Kassel teil, erhielt Einzelausstellungen in nahezu allen großen Kulturmetropolen, darunter Paris, Zürich, London und New York.

Emil Cimiotti

(1927-2019)

Emil Cimiotti zählt neben Rolf Szymanski und Wilhelm Loth zu den bedeutendsten Bildhauern seiner Zeit. Nach einer Lehre als Steinmetz in den ersten Nachkriegsjahren studierte er bis 1954 an der Kunstakademie in Stuttgart. Während dieser Zeit prägte ihn der Maler und Grafiker Willi Baumeister, der an der Akademie den Lehrstuhl für Malerei inne hatte. In den 50er und 60er Jahren nahm Cimiotti wiederholt an der Documenta in Kassel teil und war mit seinen Arbeiten auf der Biennale in Venedig vertreten. Von 1989 an lehrte er an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig zu deren Gründungsmitgliedern er zählt. Er starb 2019 im niedersächsischen Wolfenbüttel, wo er über 40 Jahre lebte und arbeitete.

Fritz Cremer

(1906-1993)

Fritz Cremer, Jahrgang 1906, ist berühmt für seine Mahnmale und Denkmäler zum Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus, allen voran das Denkmal im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Aufgewachsen im Ruhrgebiet kam er 1929 zum Kunststudium nach Berlin. Obwohl überzeugter Kommunist, schaffte er es, im Dritten Reich künstlerisch tätig zu sein. Nach Kriegsdienst und –Gefangenschaft lebte Cremer bis 1951 in Wien, bevor er in die DDR übersiedelte. Einerseits mit großen staatlichen Aufträgen betraut, hielt er sich andererseits nicht mit Kritik an der Kunstpolitik und dem Mangel an künstlerischer Freiheit in der DDR zurück.

Engel - Shooting Clouds I

Alexander Polzin

Bronze | 2013 | 220 x 80 x 60 cm | Leihgabe des Künstlers

Auf Zehenspitzen und mit erhobenen Flügeln reckt sich Alexander Polzins bronzener Engel in den Himmel über Berlin. Ein schmales, fast kindliches und doch kraftvolles Wesen: Die Füsse sind überproportional gross, die Beine verwachsen sich zu gewaltigen Schwingen.

Sein Kopf ist in den Nacken gelegt, der Blick aufwärts gerichtet, die Flügel sind schützend geschlossen. Die Gestik der Figur ist eindringlich: sie wirkt zugleich beschwörend und behütend. 

Dieser Engel ist sowohl von menschenartiger Gestalt als auch ein Flugtier. Zugleich lassen seine Flügel an Blütenblätter denken, die sich bei Dunkelheit oder Kälte über Stempel und Pollen schliessen. Nach Innen bleibt er rätselhaft: Kopf oder gar Gesicht sind nur angedeutet. Nach Außen und Oben wird er zunehmend glatter und stromlinienförmiger. Er wirkt wie der Bug eines Flugkörpers im Augenblick der Levitation.

Der Berliner Bildhauer und Bühnenbildner Alexander Polzin beschäftigt sich seit nunmehr 30 Jahren mit dem Engel als einem seiner Hauptmotive. Während seiner Ausbildung zum Steinmetz beeindruckte ihn der 'Schwebende Engel' des Künstlers Ernst Barlach im Dom zu Güstrow. Auch Paul Klees berühmtes Bild des ambivalenten 'Angelus Novus' und die dazugehörige Schrift Walter Benjamins dienten als Inspiration. 

Der Standort dieses Engels vor der Notaufnahme des Klinikums symbolisiert seine existenzielle Bedeutung als Schutzfigur und Hoffnungsträger. Gegossen vom renommierten Weißenseer Bronzegussmeister Marc Krepp, steht dieser Engel für alles, was figürliche Plastik sein kann: für Volumen und körperliche Gestalt im Raum und auch für die Schönheit.

Transkription

Auf Zehenspitzen und mit erhobenen Flügeln reckt sich Alexander Polzins bronzener Engel in den Himmel über Berlin. Er ist ein schmales, fast kindliches und doch kraftvolles Wesen: Die Füsse sind überproportional gross, die Beine verwachsen sich zu gewaltigen Schwingen.

Sein Kopf ist in den Nacken gelegt, der Blick aufwärts gerichtet, die Flügel sind schützend geschlossen. Die Gestik der Figur ist eindringlich: sie wirkt zugleich beschwörend und behütend. 

Dieser Engel ist sowohl von menschenartiger Gestalt als auch ein Flugtier. Zugleich lassen seine Flügel an Blütenblätter denken, die sich bei Dunkelheit oder Kälte über Stempel und Pollen schliessen. Nach Innen bleibt er rätselhaft: Kopf oder gar Gesicht sind nur angedeutet. Nach Außen und Oben wird er zunehmend glatter und stromlinienförmiger. Er wirkt wie der Bug eines Flugkörpers im Augenblick der Levitation.

Der Berliner Bildhauer und Bühnenbildner Alexander Polzin beschäftigt sich seit nunmehr 30 Jahren mit dem Engel als einem seiner Hauptmotive. Während seiner Ausbildung zum Steinmetz beeindruckte ihn der 'Schwebende Engel' des Künstlers Ernst Barlach im Dom zu Güstrow. Auch Paul Klees berühmtes Bild des ambivalenten 'Angelus Novus' und die dazugehörige Schrift Walter Benjamins dienten als Inspiration. 

Der Standort dieses Engels vor der Notaufnahme des Klinikums symbolisiert seine existenzielle Bedeutung als Schutzfigur und Hoffnungsträger. Gegossen vom renommierten Weißenseer Bronzegussmeister Marc Krepp, steht dieser Engel für alles, was figürliche Plastik sein kann: für Volumen und körperliche Gestalt im Raum und auch für die Schönheit.

Dresdner Frauen Figur II

Rolf Szymanski

Aluminiumguss, weiss bemalt, 1995/1996, Höhe: 285 cm | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

In einigem Abstand zueinander erheben sich zwei wuchtige und zugleich fragil wirkende Figuren: die Dresdner Frauen I und II des Künstlers Rolf Szymanski. Ihre einheitliche Größe und der weiß bemalte Aluminiumguss weisen auf ihre Zusammengehörigkeit.

Mit ihren Verformungen und Verletzungen zeugen die beiden Gestalten von der monströsen Gewalt, die in den letzten Monaten des Krieges über Dresden hereinbrach. Im Februar 1945 wurde es durch einen Bombenangriff der Alliierten fast gänzlich zerstört.

Rolf Szymanski, geboren 1928, begann seine Ausbildung zum Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule in Leipzig. Die Erfahrungen der damaligen Zeit schlugen sich eindrücklich in seinem Werk nieder. Ihm schienen die Mittel traditioneller Formensprache nicht mehr geeignet, um das Trauma des 20. Jahrhunderts darzustellen. Das was nicht in Worte zu fassen war, konnte weder bebildert noch in Form gegossen werden. So wandte sich Szymanski einer zerschlagenen, widersprüchlichen und zerborstenen Bildsprache zu. Das Äussere seiner Gestalten spiegelt zugleich inneres Chaos und Zerrissenheit.

Die Dresdner Frauen sind eine Mahnung zum Frieden. Wie nahezu alle Figuren des Bildhauers haben sie eine beeindruckende räumliche Präsenz: in ihren Wucherungen und körperlichen Andeutungen verdichtet sich auch eine unbändige Lebendigkeit — trotz oder gerade wegen ihrer fragmentarischen Erscheinung.

Maßgeblich fuer die Kraft dieser Plastiken ist ihre Undefinierbarkeit: Man kann sie mehrfach umlaufen und erfasst ihre widersprüchliche Erscheinung nie in Gänze. Sie bebildern gleichermassen Trauma und Zerstörung, Vitalität und Schaffensdrang.

Eng sind die Schiffe III

Rolf Szymanski

1976-79 | Eisen | 164 x 123 x 57 cm Leihgabe Sammlung Meiswinkel

Eine frühe aus Eisen gefertigte Arbeit Szymanskis ist die Skulptur 'Eng sind die Schiffe'. Ihre schmale Grundfläche verbildlicht die titelgebende Enge. Es ist ein Leichtes für den Betrachter, die schwierige Balance der feingliedrigen Figur auf dem schmalen Floß nachzuvollziehen. Im Vergleich zu späteren Werken des Künstlers ist diese Skulptur von einer narrativen Offenheit gekennzeichnet, die den Betrachter regelrecht zu Assoziationen und Gedankensprüngen zwingt.

Hubertus Giebe

(geb. 1953)

Der zahlreich ausgezeichnete Dresdner Maler und Grafiker Hubertus Giebe ist kein Mann für das Ungefähre. Als Autor und ungewöhnlich belesener Intellektueller argumentiert er bisweilen scharf und unnachgiebig gegen wohlfeile Vereinfachungen und einen entkoppelten Kunstmarkt. Als Maler formuliert er in einer expressiven Bildsprache prägnante und kontrastierende Gleichnisse über die Welt und die Weltgeschichte. Seit dem Jahr 2000 wandte er sich der Arbeit an Skulpturen zu.

Leiko Ikemura

(geb. 1951)

Furore machte die japanisch-schweizerische Künstlerin Leiko Ikemura erstmals Anfang der 1980er-Jahre mit ihrer ausdrucksstarken und kämpferischen Bildwelt im Umfeld der Neuen Wilden. International berühmt ist sie heute für in Zwischenwelten schwebende Mädchen und kosmische Landschaften mit märchenhaften Mischwesen. In Japan wird sie gefeiert als Künstlerin, die sich gerade durch das konsequente Eintauchen in die westliche Kunst zunehmend ihrer kulturellen Heimat bewusst wurde und zu einer einzigartigen Synthese beider Kulturen fand. Leiko Ikemura studierte zunächst Literatur in Osaka und Spanien und ab 1973 Malerei an der Escuela Superior de Bellas Artes in Sevilla. Danach zog sie für einige Jahre nach Zürich, in den achtziger Jahren nach Deutschland. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Dietrich Klinge

(geb. 1954)

Der Bildhauer und Grafiker Dietrich Klinge wurde 1954 in Heiligenstadt, Thüringen, geboren. Von 1975 bis 1980 studierte er Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bevor er ein Studium der Bildhauerei anschloss. Dietrich Klinge ist vor allem bekannt für seine mächtigen Bronzeskulpturen. Ihre Oberfläche wirkt oft holzartig, was sich aus der Art der Herstellung erklärt: Klinge lässt von seinen Holzmodellen Abgüsse in Bronze anfertigen, die die Struktur des Holzes als Abdruck sichtbar lassen. Trotz ihrer Massivität wirken Klinges Figuren jedoch nie bedrohlich sondern nachdenklich und verletzlich, wodurch ein ganz besonderes  Spannungsverhältnis entsteht. Dietrich Klinge lebt und arbeitet in Stuttgart und Dinkelsbühl.

Zentus cholericus

Dietrich Klinge

2002 | Bronze | Höhe: 180 cm Leihgabe der DRK Schwesternschaft Berlin

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Deutsch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema in Klinges Werk ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind es Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Bachelie

Dietrich Klinge

Bronze | 2000 | Höhe: 208 cm Leihgabe der DRK Schwesternschaft Berlin

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Deutsch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema in Klinges Werk ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind es Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Große Frauenfigur I und II

Rolf Szymanski

Große Frauenfigur I: 1987 | Eisen | 280 x 66 x 78 cm Große Frauenfigur II: 1987 | Marmor | 353 x 80 x 90 cm | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Die beiden 'Großen Frauen Figuren' von Rolf Szymanski sind von einer narrativen Offenheit, die das Assoziationsvermögen des Betrachters auf die Probe stellt. Es sind monumentale, stolze Körper, zugleich verwittert und verwundet.

Sind es womöglich zwei Gestalten, die sich aus den jeweiligen Blöcken herausschälen? Er hoffe, sagte Szymanski einmal, 'mit einem Klumpen Material jenes Stück zu finden, das Leben aufwiegt.' Seine paradoxen, zerklüfteten Figuren sollten dem Menschen in seiner Widersprüchlichkeit gerecht werden.

Eindrucksvoll wird dies in den beiden Figuren deutlich, die hier jeweils in Marmor und Eisen zu sehen sind: Aus einem stelenhaft ebenmäßigen Unterleib wuchern die Gestalten in die Höhe. Einzelne Körperpartien wie Brust und Bauch sind angedeutet; andere Stellen bleiben gänzlich unkenntlich und bizarr: Es entsteht ein schroffes, kantiges Gesamtbild.

Im Mittelpunkt der Arbeit Szymanskis steht die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper. Trotz aller Abstraktion bleibt die weibliche Form seiner Gestalten zumeist noch erkennbar. Seine Plastiken entstanden in einem langwierigen Prozess ständiger Überarbeitung, Neuformung, Zerstörung und Wiederaufbau. Die Figuren verkörpern ihr Wachsen und Entstehen — sie wirken bewegt, dynamisch und expressiv.

Dabei verwirklicht Szymanski ein Prinzip, das als das so genannte 'aperspektivische Sehen' aus der Philosophie (und auch der Malerei) bekannt ist: eine Form der Darstellung ohne jeden Bezug zum Standpunkt des Betrachters. Es fehlt eine natürliche Raumordnung, die den Blick lenken würde. Der Betrachter wird freier in seiner Sichtweise und vom Künstler zu individuellem Erleben aufgefordert.

Transkription

Die beiden 'Großen Frauen Figuren' von Rolf Szymanski sind von einer narrativen Offenheit, die das Assoziationsvermögen des Betrachters auf die Probe stellt. Es sind monumentale, stolze Körper, zugleich verwittert und verwundet.

Sind es womöglich zwei Gestalten, die sich aus den jeweiligen Blöcken herausschälen? Er hoffe, sagte Szymanski einmal, “mit einem Klumpen Material jenes Stück zu finden, das Leben aufwiegt.” Seine paradoxen, zerklüfteten Figuren sollten dem Menschen in seiner Widersprüchlichkeit gerecht werden.

Eindrucksvoll wird dies in den beiden Figuren deutlich, die hier jeweils in Marmor und Eisen zu sehen sind: Aus einem stelenhaft ebenmäßigen Unterleib wuchern die Gestalten in die Höhe. Einzelne Körperpartien wie Brust und Bauch sind angedeutet; andere Stellen bleiben gänzlich unkenntlich und bizarr: Es entsteht ein schroffes, kantiges Gesamtbild.

Im Mittelpunkt der Arbeit Szymanskis steht die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper. Trotz aller Abstraktion bleibt die weibliche Form seiner Gestalten zumeist noch erkennbar. Seine Plastiken entstanden in einem langwierigen Prozess ständiger Überarbeitung, Neuformung, Zerstörung und Wiederaufbau. Die Figuren verkörpern ihr Wachsen und Entstehen — sie wirken bewegt, dynamisch und expressiv.

Dabei verwirklicht Szymanski ein Prinzip, das als das so genannte 'aperspektivische Sehen' aus der Philosophie (und auch der Malerei) bekannt ist: eine Form der Darstellung ohne jeden Bezug zum Standpunkt des Betrachters. Es fehlt eine natürliche Raumordnung, die den Blick lenken würde. Der Betrachter wird freier in seiner Sichtweise und vom Künstler zu individuellem Erleben aufgefordert.

Amtrone

Dietrich Klinge

2001 | Bronze | Höhe: 205 cm Leihgabe der DRK Schwesternschaft Berlin

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Deutsch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema in Klinges Werk ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind es Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Figur in großer Höhe II

Rolf Szymanski

1999 | Bronze | 200 x 74 x 55 cm | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Im Mittelpunkt der Arbeit von Rolf Szymanski steht die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper. Trotz aller Abstraktion bleibt die weibliche Form in seinen meist schlank-hochgewachsenen, bisweilen fast wuchernden Bronzeskulpturen immer erkennbar. Die Wirkung seiner Plastiken liegt in der Intensität, mit der Szymanski den Prozess des Entstehens sichtbar macht.

Szymanski begann seine Ausbildung als Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule Leipzig, bevor er Mitte der 50er Jahre an die Berliner Hochschule für Bildende Künste wechselte. Bereits 1964 waren seine Arbeiten auf der Documenta III in Kassel zu sehen. Von 1986 an lehrte Szymanski zehn Jahre als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Zwischen 1974 und 1986 war er Direktor der Abteilung Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin und zeitweise deren Vizepräsident. Kurz vor seinem Tod 2013 ehrte ihn die Akademie mit einer umfangreichen Retrospektive.

Wilhelm Loth

(1920-1993)

Wilhelm Loth gehört zu einer Künstlergeneration, die als junge Menschen Krieg und Kriegsgefangenschaft erlebten. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Vermessungstechniker, nahm jedoch Privatunterricht bei dem Bildhauer Fritz Schwarzbeck und orientierte sich an Künstlern wie Wilhelm Lehmbruck und Ernst Barlach. 1938 bestärkte ihn Käthe Kollwitz darin sich ganz der Bildhauerei zu widmen. Ab 1940 war er im Arbeits- und Kriegsdienst tätig und besuchte nebenher die Bildhauerklasse von Toni Stadler an der Städelschule in Frankfurt. Loth verbrachte sein Leben zumeist in Darmstadt, unterbrochen von Aufenthalten in Paris, Rom und Kalifornien. Von 1958 bis 1986 war er Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.

Stefan Ludes

(geb. 1962)

Stefan Ludes ist Architekt und Künstler gleichermaßen. Sein Studium der Architektur und Bildhauerei absolvierte er an der technischen Hochschule in Aachen. 

Im Zentrum seines Werks steht der Mensch: die menschliche Figur, aber auch die einfallsreiche Verbindung zwischen Kunstwerk, Raum und Betrachter. Teils tektonisch-kubistisch, teils expressiv in der Formensprache, erzeugen seine Plastiken spannungsvolle, oft konträre Perspektiven in Bezug zu ihrer Umgebung. 

Häufig geht es dabei auch um räumliche Wahrnehmung und das Zusammenspiel von Kunst und Architektur mit der Natur. Die Parkanlage der Villa Jacobs in Potsdam etwa ist ein landschaftliches Gesamtkunstwerk, das Stefan Ludes’ Arbeit — nach historischen Vorgaben Peter Josef Lennés — zu verdanken ist. 

Malerei und Fotografie seines Werks sind vornehmlich grafisch angelegt mit einer Betonung auf besonderen Strukturen und Materialien. Darstellung und Wahrnehmung von Raum und Licht spielen auch hier eine zentrale Rolle. Es sind die verbindenden Elemente zwischen teils künstlicher Form und Natur, Raum und Betrachter, wohl auch bedingt durch das Auge des Architekten, die Ludes' Arbeit prägen. 

Alexander Polzin

(geb. 1973)

Alexander Polzin ist ein Berliner Bildhauer, Maler und Bühnenbildner. Seine Arbeiten werden weltweit im öffentlichen Raum, in Galerien oder Museen wie dem Getty Center in Los Angeles gezeigt. Unter anderem realisierte Polzin ein Denkmal für Giordano Bruno am Potsdamer Platz in Berlin und eine "Hommage an Paul Celan" im Anne-Frank-Garten in Paris. Immer wieder entstehen seine Werke im Dialog mit Literatur, Musik und Philosophie. Teil dieses Austausches sind seine Bühnenbilder bei Opernproduktionen in Salzburg, New York, Madrid, Brüssel oder Genf.

Ludwig Gabriel Schrieber

(1907-1975)

Ludwig Gabriel Schrieber war Maler und Bildhauer, beides mit gleicher Intensität und Könnerschaft. Der Sohn eines Braumeisters aus Waldniel studierte nach einer Lehre als Zieseleur an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er – unterbrochen durch Krieg und Gefangenschaft – bis 1951 lebte und arbeitete. Er studierte bei den Professoren Jan Thorn-Prikker und Heinrich Campendonk und erhielt ein Meisterschüleratelier im sogenannten "Hungerturm" gegenüber dem Akademiegebäude. 1950 erhielt Schrieber den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf für Bildhauerei. 1951 folgte er einem Ruf als Professor für Bildhauerei an die Hochschule der Künste Berlin. Zu seinen Studenten gehörten u. a. die Maler und Graphiker Ernst Marow und Karl-Heinz Herrfurth sowie die Bildhauer Joachim Schmettau und Michael Schoenholtz.

Rolf Szymanski

(1928-2013)

Rolf Szymanski begann seine Ausbildung als Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule Leipzig, bevor er Mitte der 50er Jahre an die Berliner Hochschule für Bildende Künste wechselte. Bereits 1964 waren seine Arbeiten auf der Documenta III in Kassel zu sehen. Von 1986 an lehrte Szymanski zehn Jahre als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Zwischen 1974 und 1986 war er Direktor der Abteilung Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin und zeitweise deren Vizepräsident. Kurz vor seinem Tod 2013 ehrte ihn die Akademie mit einer umfangreichen Retrospektive. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper. Trotz aller Abstraktion bleibt die weibliche Form in seinen meist schlank-hochgewachsenen bisweilen fast wuchernden Bronzeskulpturen immer erkennbar. Die große Wirkung seiner Plastiken liegt in der Intensität, mit der Szymanski den Prozess des Entstehens sichtbar macht.

Berndt Wilde

(geb. 1946)

Berndt Wilde wurde 1946 bei Dessau geboren und begann nach Abitur und Maurerlehre Anfang der 70er Jahre eine Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Dort schloss er sein Studium zehn Jahre später mit einem Meisterschülerstipendium bei Werner Stötzer ab. Es folgten Lehraufträge für Steinbildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und für Zeichnen an der Hochschule der Künste Berlin. Von 1990 bis 1993 hatte Wilde eine Professur für Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee inne. Die zentrale Thematik der Arbeiten Berndt Wildes ist der menschliche Körper; ihn zu begreifen und dem Betrachter gegenüber zustellen, sein vornehmliches künstlerisches Anliegen.

L'Ephémère

Rolf Szymanski

1981-82 | Eisen | 188 x 278 x 178 cm | Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

'L'Ephémère' ist eines der wenigen Werke von Rolf Szymanski die in der Horizontale ausgerichtet sind. Auf dem schmalen Grat eines leicht gewölbten, kantigen Balkens liegt eine Figur oder auch eine Gruppe von einander ablösenden Figuren. In der Mitte bildet sich eine Art Knoten aus verschlungenen Körperformen und Gliedmassen, die aus dem Liegen in die Höhe streben.

'L'Ephémère', das heisst: der flüchtige Augenblick, das Vergängliche. Man kann an einen Liebesakt denken. Hingabe, Selbstaufgabe und Auflösung durchdringen einander für einen flüchtigen Moment. Gerade in der Unschärfe der Darstellung gewinnt die Figur ihre Wirkung.

Im Zusammenhang mit diesem Motiv verwies Szymanski selbst auf eine dreißigtausend Jahre alte Felsenritzzeichnung aus der Höhle von Laussel in der Dordogne. Entdeckt hatte er dieses altertümliche Relief in dem Buch 'Die Tränen des Eros' von Georges Bataille. Über dieses altertümliche Relief schreibt Bataille:

'Zwei auf dem Rücken liegende, in Gegenrichtung einander zugekehrte Figuren. Eine der Figuren ist eine Frau, die andere, männliche, verschwindet unter der Frau.'

Damit ist auch die Skulptur 'L'Ephémère' wiedergegeben. In einem frühgeschichtlichen Künstler hat Szymanski einen künstlerischen Urahnen gefunden. Er widmete dem Thema eine ganze Werkgruppe.

Transkription

'L'Ephémère' ist eines der wenigen Werke von Rolf Szymanski die in der Horizontale ausgerichtet sind. Auf dem schmalen Grat eines leicht gewölbten, kantigen Balkens liegt eine Figur oder auch eine Gruppe von einander ablösenden Figuren. In der Mitte bildet sich eine Art Knoten aus verschlungenen Körperformen und Gliedmassen, die aus dem Liegen in die Höhe streben.

'L'Ephémère', das heisst: der flüchtige Augenblick, das Vergängliche. Man kann an einen Liebesakt denken. Hingabe, Selbstaufgabe und Auflösung durchdringen einander für einen flüchtigen Moment. Gerade in der Unschärfe der Darstellung gewinnt die Figur ihre Wirkung.

Im Zusammenhang mit diesem Motiv verwies Szymanski selbst auf eine dreißigtausend Jahre alte Felsenritzzeichnung aus der Höhle von Laussel in der Dordogne. Entdeckt hatte er dieses altertümliche Relief in dem Buch 'Die Tränen des Eros' von Georges Bataille. Über dieses altertümliche Relief schreibt Bataille:

“Zwei auf dem Rücken liegende, in Gegenrichtung einander zugekehrte Figuren. Eine der Figuren ist eine Frau, die andere, männliche, verschwindet unter der Frau”.

Damit ist auch die Skulptur 'L'Ephémère' wiedergegeben. In einem frühgeschichtlichen Künstler hat Szymanski einen künstlerischen Urahnen gefunden. Er widmete dem Thema eine ganze Werkgruppe.

Wasserträgerin (status quo)

Rolf Szymanski

1980/2001 | Bronze | 235 x 84 x 86 | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Die 'Wasserträgerin' ist eine nahezu zweieinhalb Meter große Bronzeskulptur, die Rolf Szymanski in mehreren Fassungen verwirklichte. Eine alternative Version befindet sich in der Lindenstrasse in der Nähe des Jüdischen Museums.

Das einzig erkennbare Attribut dieser Figur ist ihr weibliches Geschlecht. Brust und Taille sind klar herausgearbeitet. Ihre Formen wirken teils sinnlich und weich, teils hart und wulstig. Die Gestalt ist durchaus erhaben und würdevoll, doch zugleich fragmentiert und machtlos: Die Wasserträgerin scheint ihrer Hände und Gefäße und somit ihrer Bestimmung beraubt. Eine widersprüchliche Erscheinung.

Einziges Thema Rolf Szymanskis ist die menschliche Figur — es sind zumeist Frauen, die etwas Ursprüngliches, Archaisches verkörpern. Die Formensprache ist grob, rauh und heftig — Figürliches deutet sich an, wird aber dann wieder aufgelöst. Der Prozess des Entstehens einer Skulptur ist zugleich ihr Thema. Für den Betrachter bleibt die Wahrnehmung der Gestalten zwangsläufig vieldeutig und vielschichtig.

Die Offenheit und Undeutbarkeit von Szymanskis Darstellungen entsprach seiner Auffassung des Lebens als dynamischem, widersprüchlichem Prozess. Seine Arbeit ist geprägt von dieser Suche nach einer 'offenen' Form/

Als solches nimmt Szymanskis gegensätzliches, umfangreiches Werk einen festen Platz in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ein. Der Künstler war über zehn Jahre Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2013 ehrte ihn die Akademie mit einer umfangreichen Retrospektive.

Transkription

Die 'Wasserträgerin' ist eine nahezu zweieinhalb Meter große Bronzeskulptur, die Rolf Szymanski in mehreren Fassungen verwirklichte. Eine alternative Version befindet sich in der Lindenstrasse in der Nähe des Jüdischen Museums.

Das einzig erkennbare Attribut dieser Figur ist ihr weibliches Geschlecht. Brust und Taille sind klar herausgearbeitet. Ihre Formen wirken teils sinnlich und weich, teils hart und wulstig. Die Gestalt ist durchaus erhaben und würdevoll, doch zugleich fragmentiert und machtlos: Die Wasserträgerin scheint ihrer Hände und Gefäße und somit ihrer Bestimmung beraubt. Eine widersprüchliche Erscheinung.

Einziges Thema Rolf Szymanskis ist die menschliche Figur — es sind zumeist Frauen, die etwas Ursprüngliches, Archaisches verkörpern. Die Formensprache ist grob, rauh und heftig — Figürliches deutet sich an, wird aber dann wieder aufgelöst. Der Prozess des Entstehens einer Skulptur ist zugleich ihr Thema. Für den Betrachter bleibt die Wahrnehmung der Gestalten zwangsläufig vieldeutig und vielschichtig.

Die Offenheit und Undeutbarkeit von Szymanskis Darstellungen entsprach seiner Auffassung des Lebens als dynamischem, widersprüchlichem Prozess. Seine Arbeit ist geprägt von dieser Suche nach einer 'offenen' Form/

Als solches nimmt Szymanskis gegensätzliches, umfangreiches Werk einen festen Platz in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ein. Der Künstler war über zehn Jahre Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2013 ehrte ihn die Akademie mit einer umfangreichen Retrospektive.

Großer PfuBruB

Dietrich Klinge

2000 | Bronze | Höhe: 200 cm Leihgabe der DRK Schwesternschaft

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Deutsch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema in Klinges Werk ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind es Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Große Liegende Westend

Berndt Wilde

1998/2004 | Cottaer Sandstein | 90 x 44 x 30 cm | Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

Bei genauem Hinschauen erkennt man zeichenhaft das Gesicht der 'Grossen Liegenden' von Berndt Wilde. Auch hier verwendet der Bildhauer ein Stilmittel des Kubismus: die hintere Gesichtshälfte ist nach vorn geklappt und erzeugt so eine Doppelsicht. Hat man den Kopf der Figur erkannt, bemerkt man sogleich die angewinkelten Beine und eine Hand, auf die sich das Kinn stützt. Trotz der abstrahierten, tektonischen Formen bleibt der Bezug zum Gegenständlichen erhalten und das Motiv verstehbar.

Wilde plädiert fuer eine “autonome” Bildsprache, die keinerlei Interpretation vorgibt. Dabei benennt er jedoch Attribute oder Tätigkeiten seiner Gestalten: so auch bei dieser Darstellung einer 'Grossen Liegenden'. Liegende, sitzende oder ruhende Körper sind wiederkehrende Motive seines Werks. Diese Namensgebung lenkt diskret den Betrachter.

Berndt Wilde, geboren in Dessau, wollte zunächst Architekt werden, besann sich dann aber auf ein Studium der Bildhauerei. Obwohl ihm auferlegt wurde, sich in 'realistischer' Skulptur zu üben, befreite sich der Künstler von den ideologischen Grenzwächtern der DDR. Inspiriert durch Meister des Kubismus, wie Alexander Archipenko oder Henri Laurens, komponiert er seine stets menschlichen Figuren aus blockhaften, kubischen Elementen.

Nach seinen eigenen Worten geht es in Wildes Arbeiten um die Darstellung von Emotionen und Geisteszuständen. Es sind Zeichen welche zu einer unvoreingenommenen sinnlichen Erkenntnis anregen sollen. Letztlich ist die zentrale Frage: Wie wirkt die Figur auf uns, den Betrachter? Welche Empfindungen stellt sie dar und löst sie aus? Die facettierten Perspektiven der Skulptur ermöglichen zugleich vielschichtige Deutungen.

Transkription

Bei genauem Hinschauen erkennt man zeichenhaft das Gesicht der 'Grossen Liegenden' von Berndt Wilde. Auch hier verwendet der Bildhauer ein Stilmittel des Kubismus: die hintere Gesichtshälfte ist nach vorn geklappt und erzeugt so eine Doppelsicht. Hat man den Kopf der Figur erkannt, bemerkt man sogleich die angewinkelten Beine und eine Hand, auf die sich das Kinn stützt. Trotz der abstrahierten, tektonischen Formen bleibt der Bezug zum Gegenständlichen erhalten und das Motiv verstehbar.

Wilde plädiert fuer eine “autonome” Bildsprache, die keinerlei Interpretation vorgibt. Dabei benennt er jedoch Attribute oder Tätigkeiten seiner Gestalten: so auch bei dieser Darstellung einer 'Grossen Liegenden'. Liegende, sitzende oder ruhende Körper sind wiederkehrende Motive seines Werks. Diese Namensgebung lenkt diskret den Betrachter.

Berndt Wilde, geboren in Dessau, wollte zunächst Architekt werden, besann sich dann aber auf ein Studium der Bildhauerei. Obwohl ihm auferlegt wurde, sich in 'realistischer' Skulptur zu üben, befreite sich der Künstler von den ideologischen Grenzwächtern der DDR. Inspiriert durch Meister des Kubismus, wie Alexander Archipenko oder Henri Laurens, komponiert er seine stets menschlichen Figuren aus blockhaften, kubischen Elementen.

Nach seinen eigenen Worten geht es in Wildes Arbeiten um die Darstellung von Emotionen und Geisteszuständen. Es sind Zeichen welche zu einer unvoreingenommenen sinnlichen Erkenntnis anregen sollen. Letztlich ist die zentrale Frage: Wie wirkt die Figur auf uns, den Betrachter? Welche Empfindungen stellt sie dar und löst sie aus? Die facettierten Perspektiven der Skulptur ermöglichen zugleich vielschichtige Deutungen.

Figur in dem Bassin: Körper und Höhlung

Rolf Szymanski

2002 | Bronze | 146 x 55 x 60 cm | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Im Mittelpunkt der Arbeit von Rolf Szymanski steht die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper. Trotz aller Abstraktion bleibt die weibliche Form in seinen meist schlank-hochgewachsenen bisweilen fast wuchernden Bronzeskulpturen immer erkennbar. Die große Wirkung seiner Plastiken liegt in der Intensität, mit der Szymanski den Prozess des Entstehens sichtbar macht.

Szymanski begann seine Ausbildung als Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule Leipzig, bevor er Mitte der 50er Jahre an die Berliner Hochschule für Bildende Künste wechselte. Bereits 1964 waren seine Arbeiten auf der Documenta III in Kassel zu sehen. Von 1986 an lehrte Szymanski zehn Jahre als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Zwischen 1974 und 1986 war er Direktor der Abteilung Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin und zeitweise deren Vizepräsident. Kurz vor seinem Tod 2013 ehrte ihn die Akademie mit einer umfangreichen Retrospektive.

Dr. Dietmar Peikert, Allgemeinmediziner, Vorstand der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg mit den DRK Kliniken Berlin Westend

„Den Heilungsprozess zu unterstützen, die Therapeuten einmal innehalten zu lassen und auch den Besuchern Kraft zu geben - das vermag diese Kunst im Park. Die wunderbare Kunst-Stiftung der "Figuren im Park" in den DRK Kliniken Berlin Westend als Vorstand zu begleiten ist mir Ehre, Bedürfnis und Vergnügen zugleich: als Arzt und auch als Kunstsammler.“

Dr. Eva Morawietz, Vorstand der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg mit den DRK Kliniken Berlin Westend

"Die Stiftung Heidi und Dieter Brusberg mit den DRK Kliniken Berlin Westend ist ein musealer offener Raum mit einer bedeutenden Sammlung der Bildhauerkunst der Nachkriegszeit bis heute. Ein Besuch des Parks ist – nicht zuletzt in Begleitung Hanns Zischlers! – ein Erlebnis und eine Bereicherung für Laien und Kunsthistoriker gleichermaßen.“

Dr. Christian Friese, Geschäftsführer der DRK Kliniken Berlin

„Wo, wenn nicht hier – bei uns in den DRK Kliniken Berlin Westend, an dem Ort, an dem bereits so viele Künstler wirken: unsere Pflegenden, die Mediziner und Therapeuten – sie sind Heilkünstler, sie müssen sich einlassen auf die Menschen, auf das Kunstwerk Leben.“

Figur in großer Höhe I

Rolf Szymanski

1999 | Bronze | 203 x 50 x 53 cm | Dauerleihgabe der Galerie Brusberg

Im Mittelpunkt der Arbeit von Rolf Szymanski steht die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper. Trotz aller Abstraktion bleibt die weibliche Form in seinen meist schlank-hochgewachsenen bisweilen fast wuchernden Bronzeskulpturen immer erkennbar. Die große Wirkung seiner Plastiken liegt in der Intensität, mit der Szymanski den Prozess des Entstehens sichtbar macht.

Szymanski begann seine Ausbildung als Bildhauer unmittelbar nach Kriegsende an der Kunstgewerbeschule Leipzig, bevor er Mitte der 50er Jahre an die Berliner Hochschule für Bildende Künste wechselte. Bereits 1964 waren seine Arbeiten auf der Documenta III in Kassel zu sehen. Von 1986 an lehrte Szymanski zehn Jahre als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Zwischen 1974 und 1986 war er Direktor der Abteilung Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin und zeitweise deren Vizepräsident. Kurz vor seinem Tod 2013 ehrte ihn die Akademie mit einer umfangreichen Retrospektive.

Möndin

Ludwig Gabriel Schrieber

1966-67 | Bronze | 88 x 70 x 82 cm | Leihgabe Simon P. Schrieber

Ludwig Gabriel Schrieber war Maler und Bildhauer, beides mit gleicher Intensität und Könnerschaft. 1924 bis 30 hatte er an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert und seine Karriere als Maler begonnen. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft wandte er sich verstärkt der Bildhauerei zu. Seine erste Skulptur schnitzte er 1941 im Lazarett aus einem Gewehrkolben: eine sitzende Frauenfigur. Diesem Thema blieb er von nun an treu. Die Sitzende ist ein wiederkehrendes Motiv seines Werks.

Auf den ersten Blick wirkt die 'Möndin' fragmentarisch und zerstückelt, da Schrieber die Unterschenkel nicht mitgestaltete. Ihre zurückgelehnte Haltung lässt jedoch vermuten, dass Waden und Füsse unter ihrer Sitzfläche verschwinden: als würde sie an einem See sitzen und ihre Beine im Wasser baumeln. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Auch diese Skulptur zeigt die in dieser Zeit typisch 'malerischen' Qualitäten von Schriebers plastischem Werk: Obwohl ihr Körper blockhaft erscheint, sind die Formen weich und strukturiert. In den Dellen und Wölbungen des Körpers vermittelt sich eine lebhafte, barocke Fleischlichkeit. Die Züge ihres Gesichts sind zeichenhaft.

Von Beginn an stand Schriebers Werk in dem Spannungsfeld von zweidimensionalem Abbild und Skulptur. 1951 wurde er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. In dieser Zeit hörte er fast gänzlich auf zu malen, seine Plastiken hingegen wurden umso malerischer und expressiver.

Die 'Möndin', dies scheint ihr Name anzudeuten, verkörpert etwas Träumerisches, Insichgekehrtes. Die Astrologie verortet die 'Schwarze Mondin' oder 'Lilith' im imaginären zweiten Brennpunkt der Umlaufbahn des Mondes. Sie gilt als Symbol für die instinktive, weibliche Urkraft.

Transkription

Ludwig Gabriel Schrieber war Maler und Bildhauer, beides mit gleicher Intensität und Könnerschaft. 1924 bis 30 hatte er an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert und seine Karriere als Maler begonnen. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft wandte er sich verstärkt der Bildhauerei zu. Seine erste Skulptur schnitzte er 1941 im Lazarett aus einem Gewehrkolben: eine sitzende Frauenfigur. Diesem Thema blieb er von nun an treu. Die Sitzende ist ein wiederkehrendes Motiv seines Werks.

Auf den ersten Blick wirkt die 'Möndin' fragmentarisch und zerstückelt, da Schrieber die Unterschenkel nicht mitgestaltete. Ihre zurückgelehnte Haltung lässt jedoch vermuten, dass Waden und Füsse unter ihrer Sitzfläche verschwinden: als würde sie an einem See sitzen und ihre Beine im Wasser baumeln. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Auch diese Skulptur zeigt die in dieser Zeit typisch 'malerischen' Qualitäten von Schriebers plastischem Werk: Obwohl ihr Körper blockhaft erscheint, sind die Formen weich und strukturiert. In den Dellen und Wölbungen des Körpers vermittelt sich eine lebhafte, barocke Fleischlichkeit. Die Züge ihres Gesichts sind zeichenhaft.

Von Beginn an stand Schriebers Werk in dem Spannungsfeld von zweidimensionalem Abbild und Skulptur. 1951 wurde er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. In dieser Zeit hörte er fast gänzlich auf zu malen, seine Plastiken hingegen wurden umso malerischer und expressiver.

Die 'Möndin', dies scheint ihr Name anzudeuten, verkörpert etwas Träumerisches, Insichgekehrtes. Die Astrologie verortet die 'Schwarze Mondin' oder 'Lilith' im imaginären zweiten Brennpunkt der Umlaufbahn des Mondes. Sie gilt als Symbol für die instinktive, weibliche Urkraft.

Gifur MADA

Dietrich Klinge

2002 | Bronze | Höhe: 245 cm Leihgabe der DRK Schwesternschaft Berlin

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Griechisch: die 'Zusammenkunft' oder der 'Versammlungsort'. Zentrales Thema im Werk von Dietrich Klinge ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind dies Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Transkription

Sechs eindrucksvolle Figuren des Bildhauers Dietrich Klinge bilden einen Kreis auf der großen Aue zwischen den Klinikgebäuden. Sie formen eine in sich schlüssige Gruppe und sind doch gänzlich unabhängig voneinander entstanden.

Die kantigen Gestalten gestikulieren, sinnieren und strecken ihre teils überlangen Glieder von sich. Die eigenwillige Versammlung trägt den Titel AGORA, zu Griechisch: die “Zusammenkunft” oder der “Versammlungsort”. Zentrales Thema im Werk von Dietrich Klinge ist die menschliche Figur. Mit seinen abstrakt-figurativen Formen schafft er eine expressive Bildwelt.

Von weitem wirken die Plastiken wie grobe Holzskulpturen, was den Eindruck des Archaischen, Ursprünglichen verstärkt. Tatsächlich aber sind dies Bronzegüsse. Klinge erarbeitet seine Formen zunächst mit der Kettensäge aus Holz. Größere Kompositionen entstehen aus mehreren zusammengesetzten Blöcken. In den Oberflächen der späteren Bronzegüsse erkennt man die Struktur der Holzmodelle.

Klinges Gestalten sind überlebensgroß. Ihre wuchtige körperliche Präsenz steht im Spannungsverhältnis zu ihren teils raumgreifenden Bewegungen. Die Figuren wirken kraftvoll dynamisch und gleichzeitig schwerfällig und ruhig.

Bei aller Kühnheit der Form geht es in Klinges Bildhauerei doch auch wesentlich um Kontemplation und innere Stille. Er greift hier ein klassisches Thema der Kunstgeschichte auf: nämlich die Darstellung eines ambivalenten Ringens zwischen aktiven und passiven Seinszuständen. Die Figuren faszinieren durch ihre Widersprüchlichkeit: einer kraftvollen Bewegtheit und zugleich geistvollen Haltung.

Schwebende

Ludwig Gabriel Schrieber

1959-60 | Bronze | Höhe: 185 cm | Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

Die 'Schwebende' von Ludwig Gabriel Schrieber trägt ihren Titel zu recht: Nur mit den Zehen des linken Fußes berührt sie den Grund. Sie scheint sich abstoßen zu wollen oder bereits über den Boden zu gleiten. Trotz ihrer Leibesfülle wirkt sie grazil und schwerelos.

In ihrer Fleischlichkeit hat sie etwas Barockes. Andere Arbeiten des Künstlers, zum Beispiel die Skulptur 'Mare', die ebenfalls hier im Park zu sehen ist, sind strenger, symmetrischer und glatter. Man fühlt sich an die Werke von Constantin Brancusi oder Henri Laurens erinnert, zweier Künstler, die Schrieber sehr schätzte. Doch die 'Schwebende' ist figürlicher und sinnlicher: Ihre Formen sind weich und unregelmäßig. Körperkonturen, Hautfalten und Muskulatur sind deutlich herausgearbeitet. Die schrundige, fast wie gemalte Oberfläche der Bronze zeigt die Spuren der modellierenden Hände des Künstlers.

Die 'Schwebende' ist expressiv und bewegt. Dabei sind ihre Proportionen keinesfalls realistisch. Die Figur ist zu gedrungen, der Kopf zu klein und zu länglich, die Schultern zu schmal. Im Gegensatz zum schweren Rumpf stehen die sich stark verjüngenden Arme und Beine — sie unterstreichen das Moment des Schwebens. Mehr als um eine realistische Darstellung scheint es hier um das Abbild eines Gefühls oder einer Geisteshaltung zu gehen: Womöglich stellt die 'Schwebende' einen Traum dar, einen sinnierenden Bewusstseinszustand — oder eine Seele, die den Körper verlässt.

Transkription

Die 'Schwebende' von Ludwig Gabriel Schrieber trägt ihren Titel zu recht: Nur mit den Zehen des linken Fußes berührt sie den Grund. Sie scheint sich abstoßen zu wollen oder bereits über den Boden zu gleiten. Trotz ihrer Leibesfülle wirkt sie grazil und schwerelos.

In ihrer Fleischlichkeit hat sie etwas Barockes. Andere Arbeiten des Künstlers, zum Beispiel die Skulptur 'Mare', die ebenfalls hier im Park zu sehen ist, sind strenger, symmetrischer und glatter. Man fühlt sich an die Werke von Constantin Brancusi oder Henri Laurens erinnert, zweier Künstler, die Schrieber sehr schätzte. Doch die 'Schwebende' ist figürlicher und sinnlicher: Ihre Formen sind weich und unregelmäßig. Körperkonturen, Hautfalten und Muskulatur sind deutlich herausgearbeitet. Die schrundige, fast wie gemalte Oberfläche der Bronze zeigt die Spuren der modellierenden Hände des Künstlers.

Die 'Schwebende' ist expressiv und bewegt. Dabei sind ihre Proportionen keinesfalls realistisch. Die Figur ist zu gedrungen, der Kopf zu klein und zu länglich, die Schultern zu schmal. Im Gegensatz zum schweren Rumpf stehen die sich stark verjüngenden Arme und Beine — sie unterstreichen das Moment des Schwebens. Mehr als um eine realistische Darstellung scheint es hier um das Abbild eines Gefühls oder einer Geisteshaltung zu gehen: Womöglich stellt die 'Schwebende' einen Traum dar, einen sinnierenden Bewusstseinszustand — oder eine Seele, die den Körper verlässt.

Synagoge

Rolf Szymanski

1963 | Eisen | Höhe: 207 cm | Leihgabe Sammlung Meiswinkel

Eine große, mehr als imposante Figur, das war Szymanskis Vorstellung von seiner Skulptur der 'Synagoge'. Anfang der sechziger Jahre blieb es jedoch zunächst bei einem kleinen Modell und es sollten Jahrzehnte vergehen, ehe die Synagoge in ihrer stattlichen Größe entstand. Der Länge nach gespalten und doch aufrecht stehend. Vielleicht ist mit dieser Aussage das künstlerische Ziel dieser Arbeit bereits formuliert. Ähnlich existenzielle Fragen zu ihrer Gestalt dagegen, ihrem Geschlechts und ihrer Gesten bleiben unbeantwortet.

Mare

Ludwig Gabriel Schrieber

1959 | Bronze | Höhe: 150 cm Gestiftet von Brigitta Schrieber | Leihgabe der Stiftung Heidi und Dieter Brusberg

Ludwig Gabriel Schrieber war Maler und Bildhauer, beides mit gleicher Intensität und Könnerschaft. Der Sohn eines Braumeisters aus Waldniel studierte nach einer Lehre als Zieseleur an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er – unterbrochen durch Krieg und Gefangenschaft – bis 1951 lebte und arbeitete. Er studierte bei den Professoren Jan Thorn-Prikker und Heinrich Campendonk und erhielt ein Meisterschüleratelier im sogenannten "Hungerturm" gegenüber dem Akademiegebäude. 1950 erhielt Schrieber den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf für Bildhauerei. 1951 folgte er einem Ruf als Professor für Bildhauerei an die Hochschule der Künste Berlin. Zu seinen Studenten gehörten u. a. die Maler und Graphiker Ernst Marow und Karl-Heinz Herrfurth sowie die Bildhauer Joachim Schmettau und Michael Schoenholtz.

Figur 1000

Horst Antes

1987, Stahl, mit Rostpatina und gravierter Zeichnung

Ihren Kopf verlieren die berühmten Kunstfiguren von Horst Antes nie, bei Brust, Bauch und Händen müssen sie allerdings Abstriche machen. Die sogenannten Kopffüßler sind das Markenzeichen des deutschen Bildhauers, Malers und Grafikers, das ihn sein gesamtes Künstlerleben hinweg begleitete und über die Grenzen seiner Heimat bekannt machte. Die vordergründig einfachen Figuren werden unter den Händen des Künstlers zu Trägern verborgener Symbole und immanenter Zusammenhänge. In den 1980er Jahren ersetzte er die Kopffüßler zunehmend durch Schablonenfiguren - wie die 'Figur 1000' - und reduzierte die dreidimensionale Darstellung auf eine zweidimensionale Silhouette.

Männliche Figur

Dietrich Klinge

1993, Bronze Dauerleihgabe der Familie Brusberg

Der Bildhauer und Grafiker Dietrich Klinge wurde 1954 in Heiligenstadt, Thüringen, geboren. Von 1975 bis 1980 studierte er Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bevor er ein Studium der Bildhauerei anschloss. Dietrich Klinge ist vor allem bekannt für seine mächtigen Bronzeskulpturen, wie Sie sie auch auf der zentralen Aue des Klinikgeländes sehen können. Die Oberfläche seiner Werke wirkt oft holzartig, was sich aus der Art der Herstellung erklärt: Klinge lässt von seinen Holzmodellen Abgüsse in Bronze anfertigen, die die Struktur des Holzes als Abdruck sichtbar lassen. Die "Männliche Stele" ist Teil einer späten Werkgruppe, in der Klinge seine Figuren grafisch abstrahiert und auf ein zeichenartiges Repertoire reduziert. Er lebt und arbeitet in Stuttgart und Dinkelsbühl.

'Figuren' fördern

Eine Illustration einer Skulptur, die in der Ausstellung Figuren im Park in den DRK Klinken Westend zu sehen ist.

Die 'Figuren im Park' sind eine sich stetig verändernde und wachsende Ausstellung, die neben der Zustiftung der DRK Kliniken und des Stifterpaares Heidi und Dieter Brusberg von dem Engagement einer kunstinteressierten Öffentlichkeit lebt. Die Stiftung ermöglicht es Spenden zu tätigen, um das Ensemble zu ergänzen sowie den Erlös aus dem Verkauf von Kleinplastiken beteiligter Künstler in die Sammlung fließen zu lassen. Wenn auch Sie die Stiftung durch eine Spende oder den Erwerb einer Kleinplastik der im Park vertretenen Künstler unterstützen möchten, treten Sie jederzeit in Kontakt mit uns:

figurenimpark@drk-kliniken-berlin.de

Figur

Figuren im Park - Stiftung Heidi und Dieter Brusberg mit den DRK Kliniken Berlin Westend

Spandauer Damm 130
14050 Berlin

(030)3035-0
figurenimpark@drk-kliniken-berlin.de